Die Stadt / La ville / La città

7000 Straßen bis zum Horizont

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"If you want to go west, you have to go through the east gate" is an old saying in this city. In fact, the geographical situation is such that this is true.
/ „Wenn man nach Westen will, muss man durch das Osttor gehen“, lautet ein altes Sprichwort in dieser Stadt. In der Tat ist die geografische Lage so, dass dies zutrifft.

The second east gate used to have great importance because of it’s part in the east-west connection, that linked the city to the hinterland via the large toll bridge. After the construction of the railway and establishment of a motorised ferry connection, this access lost more and more of its relevance. Originally there were four eastern gates, the second is the only one that has survived. But today it is in a dilapidated condition.


Fernab vom Getöse der Großstadt, klappert die alte Mühle am rauschenden Bach. Im Sommer kommen die Städter, trinken Bier, essen Fisch und mieten Boote.
/ Far away from the din of the big city, the old mill rattles by the rushing brook. In summer, townspeople come, drink beer, eat fish and rent boats.

Once rich through trade, now impoverished, the Lower Town still guards some secrets as its last treasure. A strange atmosphere lies over the canals where the salt water mixes with the fresh water.
’Tis the place where everything begins and ends, a poet once said about the Lower Town, and perhaps he was right.
/ Die Unterstadt
Durch Handel einst reich geworden, inzwischen verarmt, hütet die Unterstadt noch einige Geheimnisse als ihren letzten Schatz. Eine seltsame Stimmung liegt über den Kanälen, in denen sich das Salzwasser mit dem Süßwasser vermengt. Hier beginnt und endet alles, sagte einmal ein Dichter über die Unterstadt und vielleicht hatte er recht.

Morgen. Die Straßenbahn fährt davon. Die Arbeiter gehen zur Fabrik. Eine Weide neigt sich über die Mauer. Alles wartet auf den Frühling.
/ Die Weststadt
Nach dem Erdbeben von 1877 und den Straßenschlachten der 1880er und 1920er Jahren wurde der einst bürgerliche Stadtteil zum Zufluchtsort verarmter Arbeiter, die sich die Mieten in der Oststadt nicht mehr leisten konnten, Partisanen und Gangstern. Man isolierte sich immer mehr vom Rest der Stadt und lebte nach seiner Fasson. Noch heute sehen manche die Weststadt als eine Stadt in der Stadt, mit ihren eigenen Gesetzen und Gepflogenheiten.

Die Stadt im Rücken und vor uns das Hinterland.

Hier eine weitere Ansicht der Straße des 12. Januar. Über diese Straße flohen die Partisanen und Guerilleros 1892 aus der Stadt, nachdem die Straßenschlachten verloren waren. Auf ihrem Rückzug zerstörten sie fast alle Brücken und hinterließen ein vermintes Gebiet, ehe sie sich in den endlosen Birkenwälder des Hinterlandes verschanzten.Die Truppen der Regierung standen den Partisanen jedoch in nichts nach, sie wüteten in der Stadt nach dem Motto: Lieber einen Unschuldigen zuviel an die Wand stellen, als einen Guerillero laufen lassen.
Der Bürgerkrieg hat tiefe Wunden in die Gesellschaft gerissen. Ein erster Versuch einer Versöhnung wurde mit der Wiederherstellung der Straße des 12. Januar unternommen. 1902 nahm die Straßenbahnlinie 5 ihren Betrieb wieder auf und verbindet bis heute die große Stadt mit dem Hinterland.
/ 12th of January Street
This is another view of 12th of January Street. The partisans and guerrillas fled the city via this road in 1892 after the street battles were lost. In their retreat they destroyed almost all the bridges and left a mined area before entrenching themselves in the endless birch forests of the hinterland.
The government troops, however, were in no way inferior to the partisans, they raged in the city and killed thousands of civilians.
The civil war tore deep wounds in society. A first attempt at reconciliation was made with the restoration of 12th of January Street. In 1902, tram line 5 resumed operation and to this day connects the big city with the hinterland.



Make ends meet
Lindwurm Avenue is one of the steepest streets in the German quarter. Tram line 7 runs here.

Looking down to the sea.
Narrow alleys and steep streets characterise this part of town. Further down, the so-called German Street leads through the city’s entertainment district.



Die Insel der kürzlich verstorbenen Gentlemen
Sieben Seemeilen vor der Ostküste der Stadt liegt die Begräbnisinsel. Im 18. Jahrhundert wuchs die Stadt stark. Die geographische Lage ermöglichte nur ein Wachstum nach Osten. Die städtischen Friedhöfe platzten aus allen Nähte. 1823 wurde auf dieser und drei weiteren Inseln öffentliche Friedhöfe eröffnet. 1889 nahm das erste Krematorium auf der Hauptinsel den Betrieb auf. Bis 1912 befand sich auch das berüchtigte Sanatorium Belverde auf der Insel. Dort wurden zur Zeit der großen Unruhen unliebsame Kritiker der Regierung und Oppositionelle als Geisteskranke festgehalten.
Heute befindet sich neben dem historischen Krematurium die Kirche und eine Schankwirtschaft auf der Insel. Täglich verkehren Fähren zwischen dem Festland, die die Toten und Trauernden auf die Insel bringen. Auf die Insel zu fahren, wurde so zu geflügelten Wort und in den 1920er Jahren, die von Bandenkriminalität und Korruption galt „ich fahr mit dir auf die Insel“ als freundliche Todesdrohung.
The Isle of Recently Deceased Gentlemen
Seven nautical miles off the east coast of the city lies Burial Island. In the 18th century, the city grew strongly yet the geographical location only allowed growth to the east. The city’s cemeteries were bursting at the seams. In 1823, public cemeteries were opened on this and three other islands. In 1889, the first crematorium began operating on the main island. Until 1912, the infamous Belvedere Sanatorium was also located on the island. At the time of the great riots, disagreeable critics of the government and opposition members were detained there as mental patients.
Today, in addition to the historic crematorium, the Basilica of Our Lady, rebuilt after the earthquake of 1877, and an inn are located here. Ferries run daily between the mainland to bring the dead and the mourners.
Going to the island thus became a common saying and in the 1920s, a time of gang crime and corruption, "I'll take you to the island" was considered a friendly death threat.


Straßenbahnhalte und Übergang zur Fähre


Countless bridges cross the river, so many that you could walk over a different one every day.

There are many ferries bringing people from across the river or from the islands off the coast into the city.














What we've always dreamed of




Die Stadt ist aus mehreren Städten zusammengewachsen, die ihrerseits die umliegenden Dörfer nach und nach verschluckten. Auf dem Bild sieht man eine übriggebliebene mittelalterliche Stadt. Sie lag an einer wichtigen Handelsroute, verlor aber mehr und mehr an Bedeutung, daher ist sie heute auch noch fast vollständig erhalten. Ursprünglich stand hier eine Raubritterburg, die die Zufahrt zur Bucht kontrollierte. Aus den Raubrittern wurden nach und nach ehrbare Bürger und Geschäftsleute. Übrigens bestand lange eine natürliche Verbindung zum Festland, erst durch den Anstieg des Meeres wurde der Bau einer Brücke notwendig. Hier endet die Straßenbahnlinie 4, sie gilt, da sie durch viele historische Viertel führt, als schönste der 11 Linien.
Noch heute steht die Losung: „Die Bedeutungslosen werden in die Geschichte eingehen“ am großen Tor zur Inselstadt.

Eine Stadt, die es nicht mehr gibt.
Wo kann man sie finden?
Wenn die Kälte uns erdrückt,
und wir erblinden,
und die Häuser uns nichts mehr geben,
können wir nur noch dorten leben,
wo wir geduldet sind.






Die Straßenbahnlinie 7 führt über den Hainbuchenberg hinauf und bewältigt hier die größte Steigung im gesamten Stadtgebiet.

Der Hainbuchenberg war einst ein teils befestigter Burgberg, unterhalb mit wasserführenden Gräben gegen die Seeseite versehen. Er ist der Zugang zu einem weitläufigen Hochplateau, auf dem eine Festung stand, umgeben von dichten Hainbuchenwäldern. Von der Burg ist nichts mehr übrig und vom Hainbuchenwald nurmehr eine Hainbuche. Sie steht im Kirchhof der Kathedrale Notre Dame, die aus den Steinen der abgebrochenen Burg errichtet wurde. Nur einige Meter von dem stark nach Norden geneigten, hohlen Baum führt die breite Hainbuchenchaussee schnurgerade bergauf.

In den Zwanziger Jahren erbaut und ungeachtet der Steigung mit einer Straßenbahnlinie versehen, war sie ein Aufbruch in die damalige Moderne. Fabrikbesitzer und sonstige reiche Bürger errichteten sich auf der Anhöhe, von der aus man die ganze Stadt überblicken kann, ihre Villen und Herrenhäuser. Schnell wuchs die Oberstadt zu einem gehobenen Viertel mit vielen Grünanlagen heran. Der Rauch der Fabrikschlote störte hier oben keinen. Die Parkanlagen rund um das ehemalige Jagdschloß sind inzwischen die letzte Erinnerung an den 1828 aus der Stadt vertriebenen König.

1889 wurde der letzte verbliebene Hainbuchenbestand für den Bau einer Meerrettichfabrik gerodet.





Auf dem Weg zum Vulkan
/ On the way to the volcano
Die Lindwurm Avenue führt vorbei an den Fabrikschloten der Ziegelfabrik Szlehenhein und Sohn hinauf zum Krater des sagenumwobenen Fölkröklfökl. In „Fölkröklfökl hält die Welt in Atem“, (erschienen 2016) ermittelt hier Kommissar Francis „Bob“ Marquez, Marquis de Shade. Eine dicke Ascheschicht liegt immer auf seinen Akten, seinem Hut mit extra dicker Krempe und seinem schnöden Bungalow, den er sich vom Stararchtiekten Boris Bunga-Bunga Bungalowitsch in die poröse Felswand hat hauen lassen. Sein Image als leichtfertiger Schwerenöter eilt ihm voraus und sein Ruf eines nachsichtigen Draufgängers hinterher.

Am Fluß und am Kanal

Die legendäre Hasenbrücke über den Hasenbach in Hasfurt
Die Holzbrücke stammt aus dem 14. Jahrhundert. Bauherr war der berühmte Fuldaer Hasardeur und Wanderprediger David Haselhof, der Älterer. Nach Entwürfen des Kasseler Hofbaumeister Augustus Oktober September wurde die Brücke von 1338 bis 1354 errichtet. 1354 weihte König Siegfried März, der Gebeutelte die Hasenbrücke mit einer Flasche Trollinger ein. Von 1459 bis 1945 wurde das Bauwerk über dreihundertmal zerstört und wiedererrichtet. Als 1630 die schwedischen Truppen mit 30000 Mann drei Tage lang über die Brücke ins Königreich Bayern eindrangen, brach die Brücke, was man als göttliche Fügung sah. Viele der Soldaten ertranken im Hasenbach und ihre Leichen verstopften das obere Wehr, sodaß es zu Überschwemmungen in der Hasfurter Unterstadt kam. Die schwedischen Truppen, stark geschwächt und von der Katastrophe demoralisiert, wurden daraufhin allesamt katholisch.


So far away,
so near to nowhere,
nowhere to be found,
I loved you like a fool;

An der Fähre
Straßenbahnlinie 7 verbindet über eine Fähre die Stadt mit den Inseln wenige Seemeilen vor der Küste.